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Mattmotive und Mattbilder

Überblick | Aufgaben

Strategie und Taktik sind die Seele des Schachspiels. Unter Strategie versteht man den langfristigen Plan mit dem man sein Ziel durchzusetzen versucht. Taktik ist das Mittel um dieses Ziel zu erreichen. Einfacher ausgedrückt: Mit Taktik kürzt man den Weg zum Ziel ab. Oft ist das Mittel dazu der Mattangriff, weshalb es sich lohnt, die typischen Motive und Bilder kennen zu lernen. Das "Erstickte Matt", "Schäfermatt" ist wohl jedem vertraut. Aber wer kennt das "Libellenmatt"?

Die Kenntnis der verschiedenen Mattbilder und die Motive, die zur Entstehung dieser Mattbilder führen, erleichtert es einem in einer Partie die Gewinn bringende Mattkombination zu finden. Auch in scheinbar ausweglosen Situationen kann man durch überraschende Züge den Gegner Matt setzen. Deshalb ist es für einen Schachspieler so wichtig, möglichst viele Mattmechanismen und Mattbilder zu kennen.
Anders als in Mattproblemen, wo der Gewinnweg rätselhaft verborgen ist, ist in Turnierpartien der Weg zum Matt sehr geradlinig. Ich habe versucht, zu den verschiedenen Mattbildern gespielte Partien zu finden, so dass alles hier nicht ganz so theoretisch ist. Jeweils zwei Beispiele gibt es zu den Mattbildern. Unter Beispielaufgaben kann dann der Leser versuchen, sich selbst an das Finden der Mattkombinationen zu machen.

Anastasias Matt

"Das Matt von Anastasia" ist benannt nach dem Roman von Wilhelm Heinse (1746-1803) "Anastasia und das Schachspiel", der erstmalig 1803 erschien. Das Prinzip ist wie folgt: Abdrängung des Königs (häufig durch einen Springer) in eine Bahn, aus der der König der Bedrohung eines Turmes nicht mehr entkommen kann.
Matt setzen durch einen Turm.

Emanuel Lasker
1884

Barcza - Troianescu
Karlsbad 1948

1.Dxh7+ Kxh7 2.Th5# 1. ...Se2+ 2.Kh1 Kxh2 3.Th8+ Lh4 4.Txh8

Araber Matt

Bei dieser Mattart setzen lediglich ein Springer und ein Turm den Gegner matt. Da diese beiden Figuren, die einzigen Figuren sind, deren Gangart sich seit den Frühzeiten des Schachspiels bislang nicht geändert hat, so erhielt diese Mattart den Namen der Urväter des Schachspiels, das Arabermatt.

Araber Matt
1. Beispiel

Barcza - Troianescu
Karlsbad 1948

1.Sf6+ Kh8 2.Th7# 1.Dh6 (droht Dxg7#) Tag8 2.Dxh7+ Txh7 3. Txg8#

Bodenmatt

Den Namen erhielt diese Kombination von Samuel Boden, einem englischen Schachspieler des 19. Jahrhunderts. Im deutschen Sprachgebiet ist dieser Name wenig verbreitet. Beim Bodenmatt wird der König durch das Läuferpaar Matt gesetzt, dem ein Damenopfer vorangeht.

R. Schulder – S. Boden
London, 1853

Esteban Canal - NN
Budapest, 1934

Schwarz am Zug:
1. ... Dxc3+ bxc3 2.La3#
Weiß am Zug:
1.axb4 Dxa1+ 2.Kd2 Dxh1 3.Dxc6+ bxc6 4.La6# (Versucht Schwarz mit 2.Se5 das Matt zu vermeiden, landet er in einem verlorenen Endspiel: 3.Lxe5 Txd4+ 4.Lxd4 Dxa1 5.Lxg7 +-)

Blackburnes Matt

Bei diesem Mattbild sind drei Leichtfiguren beteiligt. Der schwarze König gerät in ein Kreuzfeuer der Läufer. Benannt ist es nach dem englischen Großmeister Joseph Henry Blackburne  (1841-1924), er war der vergleichsweise stärkste Spieler, den England je hatte.

N.N. - J. H. Blackburne
London 1880

Blackburnes Matt
2. Beispiel

13. ...Dxh3+ 14.gxh3 Lxe4#
(Partieverlauf: 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.Lxf7+ Kxf7 5.Sxe5+ Sxe5 6.Dh5+ g6 7.Dxe5 d6 8.Dxh8 Dh4 9.0-0 Sf6 10.c3 Sg4 11.h3 Lxf2+ 12.Kh1 Lf5 13.Dxa8
1.Dh5 gxh5 2.Lh7#

Epaulettenmatt

Epauletten sind die Schulterstücke links und rechts einer Uniform. Wird dem König – flankiert von eigenen Figuren, die ihm wichtige Fluchtfelder links und rechts genommen, nennt man des entstandene Mattbild Epaulettenmatt. Häufig erteilt den König dieses Schicksal am Brettrand, selten ist es in der Brettmitte.

Epaulettenmatt 1

Epaulettenmatt 2

Das klassische Epaulettenmatt Die Variante mit dem Turm.

Ersticktes Matt

Ein ersticktes Matt, auch Stickmatt genannt, ist ein Mattbild, bei dem einem König die Fluchtwege durch seine eigenen Steine (weitgehend) verbaut sind, er also gewissermaßen in den eigenen Reihen "erstickt".

Ersticktes Matt

N.N. - El Greco
ca. 1630

1. De5+ Kh8 2.Sf7+ Kg8 3.Sh6+ Kh8 4.Dg8+ Txg8. 5.Sf7# 11. ...Dxf2 12. Kh1 Dg1 13. Txg1 Sf2# (Partieverlauf: 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Lc5 4. O-O Sf6 5. Te1 O-O 6. c3 Te8 7. d4 exd4 8. e5 Sg4 9. cxd4 Sxd4 10. Sxd4 Dh4 11. Sf3)

Grundreihenmatt

Eine Dame oder ein Turm dringt auf die gegnerische Grundreihe ein und setzt den rochierten König, welcher hinter einem Wall von Bauern eingeklemmt ist, matt. Man spricht auch von einer Grundreihenschwäche des Gegners.

Grundreihenmatt

E. Adams - C. Torre*
New Orleans, 1920

1. Df7+ Kh8 2.Df8+ Txf8 3.Txf8# 18. Dd4-g4! Dd7-b5 (Die Dame ist hier und die nächsten Züge wegen Te8:+ mit Matt nicht zu nehmen.)
19. Dg4-c4! Db5-d7 20. Dc4-c7! Dd7-b5
Nun scheitert 21. Dxb7? an Dxe2! 22. Dxc8 Dxe1+! 23. Sxe1 Txc8, und plötzlich ist es der Schwarze, der mit einem Turm mehr auf Gewinn steht. Sofort verliert für Weiß sogar 22. Txe2 wegen Tc1+ nebst Matt. Der folgende Zwischenzug klärt aber die Lage für Weiß.
21. a2-a4!! Db5xa4 22. Te2-e4 Da4-b5 23. Dc7xb7!

Guéridon-Matt

Sind die beiden Eckfelder hinter dem König durch eigene Figuren gesperrt und beherrscht die Dame des Angreifers die 6 übrigen Felder, so nennt man dieses Matt das "Guéridon-Matt".

Guéridon-Matt 1

Guéridon-Matt 2

  Ein um 45° gedrehtes Guéridon-Matt.

Libellenmatt

Der Name beruht auf der - mit viel Phantasie vorstellbaren - Ähnlichkeit zum Körperbau einer Libelle. Dabei bildet die Wirkungsdiagonale des Läufers den langen schlanken Körper des Insekts und der Springer, der gegnerische König sowie die weiteren vom Springer beherrschten Felder bilden das Flügelpaar am Ende dieses Körpers. Besonders spektakulär wird es dadurch, dass ihm oft ein Damenopfer voraus geht.

Libellenmatt

Utjuganow – Konowalow
Krasnodar, 1950

1. Tc2-c8+ Lg7-f8 (falls Se6-f8, so führt 2. Df6xg7+ Kg8xg7 3. Se5-g4+ Kg7-g8 4.Sg4-h6# ebenfalls zum Libellenmatt )
2. Df6-h8+ (das thematische Damenopfer) Kg8xh8
3. Se5xf7+ (ein Doppelschach) Kh8-g8
4. Sf7-h6#
1. ...Dg2+ 2. Kxg2 Sf4++ 3.Kg1 Sh3#

Morphys Matt

Dieser Mattmechanismus ist benannt nach Paul Morphy. Ein Damenopfer, meist auf f6 bzw. f3, zwingt den Gegner dazu, die g-Linie zu öffnen. Würde nämlich der g-Bauer das Damenopfer nicht annehmen, stünde Schwarz unmittelbar im Matt (Zugzwang). Der Mechanismus kommt ohne Doppelschach aus, dafür gibt es sozusagen eine doppelte Mattdrohung.

Morphys Matt

Morphys Matt

1. ...gxf6 2.Tg1+ Kh8 3.Lf6# 1. Dxf6 gxf6 2.Lh6+ Kg8 3.Tg1# (Auch die Ablehnung des Damenopfers führt zum Matt in 3: 1. ...Tg8 2.La3+ Tc5 3. De7# (Dd8#)

Pillsburys Matt

Eng verwandt mit dem Matt von Morphy. Auch hier wird die g-Linie geöffnet, und zwar indem der g-Bauer beseitigt wird. Über ein Doppelschach wird ein Matt herbeigeführt. Die dazu notwendigen Figuren sind ein Läufer und ein oder zwei Türme des Angreifers.
 

Pillsburys Matt

Pilsburys Matt

1.Txg7+ Kh8 2.Tg8+ Kxg8 3.Tg1# 1.Tg1+ Kh8 2.Lg7+ Kg8 3.Lxf6#

Rétis Matt

Rétis Matt findet man in jedem Schachbuch für Anfänger, zeigt es doch die fürchterliche Kraft eines Doppelschachs. Dem Doppelschach geht ein Hinlenkungsopfer voraus, das den König in das tödliche Doppelschach hineinzieht.
 

Réti - Tartakower
Blitzpartie, Wien 1910

Vukovic - Deutsch
1920

1.Dd8+ Kxd8 2.Lg5+ Kc7 (Ke8) 3.Ld8# (Td8#) 1.Dd8+ Kxd8 2.Lg5+ Ke8 3.Td8+ Kf7 4.e6+ Kxe6 (4. ...Lxe6 5.Se5# bzw. ...Kg6 5.Sf4#) 5.Sf4+ Kf7 6.Se5#

Seekadettenmatt (Légals Matt)

Das Seekadettenmatt ist auch unter dem Namen Légals Matt bekannt, benannt nach Kermur Sire de Légal. Es beschreibt eine Eröffnungsfalle. In der Operette "Der Seekadett" von Richard Genée aus dem Jahr 1876 wurde diese Partie als Lebendschachpartie aufgeführt, wodurch sie zu ihrem Namen kam. In der Originalversion hatte Légal einen Damenturm vorgegeben.
 

 Matt des Légal

E. Falkbeer - N.N.
Wien 1847

1.Sxe5 Lxd1?? 2.Lxf7+ Ke7 3.Sd5# 8.Sxe5 Lxd1 9.Lxf7+ Ke7 10.Sd5# (Partieverlauf: 1. e2-e4 e7-e5 2. Sg1-f3 Sb8-c6 3. d2-d4 e5xd4 4. c2-c3 d4xc3 5. Sb1xc3 d7-d6 6. Lf1-c4 Lc8-g4 7. 0-0 Sc6-e5)

Und weil es nicht fehlen darf in der Auflistung und jeder Anfänger es probiert:

Schäfermatt / Narrenmatt

Das Schäfermatt ist ein klassisches Mattmotiv in der Eröffnungsphase einer Schachpartie. Neben dem Narrenmatt ist es die kürzeste Möglichkeit, durch ungeschicktes Spiel zu verlieren. Bei ihm wird mit Läufer und Dame der schwächsten Punkt der gegnerischen Grundstellung: f7 (oder f2) angegriffen. Die Bezeichnung Schäfermatt rührt daher, dass Schwarz bei dieser Kurzpartie bildlich gesprochen wie ein Schaf zur Schlachtbank trottet.
 

 Schäfermatt

Narrenmatt

1.e4 e5 2.Lc4 d6 3.Df3 Sc6 4.Dxf7# oder
1.e4 e5 2.Lc4 d6 3.Dh5 Sf6 4.Dxf7#
1.f3 e5 2.g4 Dh4#