Behle




Der gute Boden der Gegend hatte schon lange vor Christi Geburt germanische Sippen zur Besiedelung veranlaßt, wie die zahlreichen Funde aus der Bronzezeit beweisen. Später schlugen dann Wenden und Pomoranen dort ihre Heimstätten auf. Scherbenfunde aus dem 13. Jahrhundert deuten an, daß um 1250 hier noch Pomoranen hausten, die ihre Toten verbrannten. Daher ist die Behauptung, der Ort habe schon 1108 eine christliche Kirche gehabt, gänzlich unwahr. Eine Fälschung ist ferner ein Schriftstück, in welchem behauptet wird, daß Behle schon 1245 als polnisches Dorf bestanden habe. Doch kann angenommen werden, daß das in einer Urkunde von 1323 genannte Bialla als Behle anzusehen ist. Ein Gründer oder auch nur eine Grundherrschaft ist nicht feststellbar.

Um 1378 scheint der Grundherr des Schlopper Landes Johann Czarnkowski auch der Herr von Czarnikau und Behle gewesen sein. Die erste evangelische Kirche wird im ältesten Dorf des Netzekreises 1445 genannt.

Nach der Steuerliste von 1581 war Behle schon ein großes Dorf mit 40 Viertelhufen und einer Mühle. 1613 wird im Lemnitzer Privileg mitgeteilt, daß in Behle ein herrschaftliches Vorwerk vorhanden sei, dasselbe muß damals schon sehr viele Jahrzehnte alt gewesen sein. 1629 wird ein Geschworener Martinus Krupa gemeldet. Dieser Geschworener war ein Gerichtsmann oder Schöffe, und damit ist bewiesen, daß Behle schon 1629 eine Dorfverwaltung nach Art der Schulzendörfer hatte.

Um 1650 rief der Grundherr Franz Czarnkowski viele Siedler zur Bewirtschaftung der wüst liegenden Hufen ins Land. Gleichzeitig hatte er auch eines der beiden Schulzengüter aufgeteilt.

Die Klassifikationsakten von 1773 melden, daß Dorf und Vorwerk dem Grafen Radolinski gehören und daß von den Einwohnern 2/3 katholisch und 1/3 evangelisch sind. Das Dorf hatte 2 Schulen mit je 2 Hufen, 14 Freibauern mit je einer ganzen bzw. einer halben Hufe, ferner 45 Dienstbauern mit je einer halben Hufe, auch 10 Kossäten neben vielen anderen Personen. Beachtenswert ist, daß ein Pächter des Pfarrlandes von 3 Hufen, 2 Pächter des Hospitallandes, ein Propst und ein Organist verzeichnet sind. Insgesamt werden 791 Menschen auf 55 Hufen ( etwa 1045 ha ) gemeldet.

Zur Herrschaft Behle gehörten damals auch die Orte Hammer, Lemnitz, Runau, Stieglitz, Radosiew und Putzig, die zur Zeit der Separation selbständig wurden. Die Söhne des Andreas Radolinski wirtschafteten sehr schlecht, besonders Ignatz. Er ließ seine Güter hoch beleihen und verlebte das Geld in Paris. So kam es zur Versteigerung aller seiner Besitzungen.

1836 erwarb ein Amtsrat Livonius die Herrschaft Behle. Gleichzeitig erfolgte die Separation. Dem Gut verblieben 8.000 Morgen Acker und 17.000 Morgen Wald.

1842 kaufte der Reichsgraf von Moltke aus Mecklenburg-Strelitz das Gut, dessen Witwe 1875 starb. Diese Frau ließ 1871 das Eugenienstift , das später einen Kindergarten, eine Schwesternstation und 1929 noch eine Mütter- und Säuglingsberatungsstation aufnahm.



Brenckenhoffheim im Schloßpark

Die Erben verkauften die Gutsherrschaft an das Herzogshaus Sachsen-Altenburg, das 1912 das ganze Besitztum für 3 Millionen an die Ansiedelungskommission für Posen und Westpreußen abtrat.

Die Forsten übernahm am 1.4.1913 der preußische Staat, die Besiedelung des Gutes und der Vorwerke erfolgte schrittweise - weil Pachtverträge liefen - erst zwischen 1923 und 1925. Ein Restgut von 200 ha übernahm der letzte Pächter, im Schloss wurde eine Volkshochschule untergebracht.

Das Dorf Behle hatte seine höchste Einwohnerzahl um 1871 mit 1709 Personen – ohne das Gut erreicht. Zwischen den beiden Weltkriegen gehörten zur katholischen Kirche etwa 142 ha, außerdem waren 41 Bauern mit 16 bis 98 ha neben vielen Kleinbauern vorhanden. Die Statistik von 1930 verzeichnet für Behle – ohne Neu Behle – 2704 ha und 1436 Bewohner.



Ansichtskarte von Behle

Kirchen:

Die erste urkundlich nachweisbare katholische Kirche von 1445, ein reiner Holzbau, brannte ab und ihre Nachfolgerin erlitt später dasselbe Schicksal. Da ließ Franz Czarnkowski um 1640 eine Kirche aus preußischem Werk ( Steinfachwerk ) erbauen. Weitere kirchliche Nachrichten liegen nicht vor, da die Kirchenakten um 1830 verbrannt sind. Die Kirchenbücher enthielten auch Eintragungen über evangelische Personen für Behle, Lemnitz, Radolin und den Behler Teil von Floth aus der Zeit von 1719 bis etwa über 1773 hinaus. Sehenswert waren in der letzten katholischen Kirche ein Hochaltar und eine Votivtafel.

Die Behler Protestanten haben in polnischer Zeit wahrscheinlich kein eigenes Gotteshaus gehabt. Sie besuchten gelegentlich die Andachten in Lemnitz, wenn dort ein auswärtiger Pfarrer predigte und Abendmahl hielt. Behle erhielt seinen ersten evangelischen Kirchbau 1787 durch Fr. Wilhelm II. von Preußen. Leider mußte schon1821 ein Neubau erfolgen, da die ältere Kirche 1819 durch Brand zerstört wurde. Das letzte kirchliche Gebäude stammt aus dem Jahre 1890.


Schulen:

Die erste Schule in Behle war schon 1641 in Benutzung. Dazu berichtet der kirchliche Visitator Branecki, daß ein „Haus für den Schulrektor und die Schulkinder vorhanden“ sei und daß der Pfarrer das Gehalt zahle. 1738 hat der Grundherr die Mittel für die katholische Schulstelle bewilligt. Aber nicht immer war eine Lehrkraft vorhanden, so wird auch 1773 kein Lehrer gemeldet.In preußischer Zeit dauerte es noch mehrere Jahre, bis ein regelmäßiger Unterricht erteilt wurde, weil es an geeigneten Lehrkräften fehlte.



kath. Schule in Behle


Aber um 1885 waren an der kath. Schule ein Hauptlehrer und 2 weitere Lehrer tätig. Eine ev. Schule soll um 1700 bestanden haben, aber sie ist etwa 1718 geschlossen worden. Nach 1773 verzögerte sich der Bau einer neuen Schule zunächst, weil der Grundherr kein Bauholz hergeben wollte, doch wird die Einrichtung einer solchen Schule für etwa 1787 angenommen. Beide Konfessionsschulen des Ortes haben dann bis 1936 nebeneinander bestanden, bis sie unter dem Hauptlehrer Maletzky vereinigt wurden.



ev. Schule in Behle

Bei der Besetzung des Ortes 1945 kamen der Dekan Strauch und weitere 20 Personen ums Leben. Von den 27 verschleppten Einwohnern kehrten später nur 10 zurück. 4 Wohnhäuser und einige Wirtschaftsgebäude gingen in Flammen auf. Der Bürgermeister und sein Sohn, desgleichen der Hauptlehrer Maletzky schieden durch Freitod aus dem Leben.

 


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