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Arbeitslosenzahlen Jobmarkt erholt sich stärker als erwartet

Die Weltlage erscheint unsicher, doch die deutsche Wirtschaft boomt: Die Zahl der Arbeitslosen ist im März erneut gesunken, insgesamt hatten rund 3,2 Millionen Menschen keine Stelle. Der Rückgang fiel mit rund 100.000 deutlicher aus als für die Jahreszeit üblich.
Wartende in einer Arbeitsagentur: "Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist hoch"

Wartende in einer Arbeitsagentur: "Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist hoch"

Foto: dapd

Nürnberg - Zum Frühjahrsbeginn hat sich die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt weiter entspannt: Die Zahl der Arbeitslosen ist im März gegenüber dem Vormonat um 102.000 auf 3,2 Millionen gesunken. Das waren 350.000 weniger als vor einem Jahr, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag mit. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,3 Punkte auf 7,6 Prozent ab. Im Vergleichszeitraum 2010 hatte sie noch bei 8,5 Prozent gelegen.

Die Verunsicherung vieler Wirtschaftsbereiche durch die Aufstände in Nordafrika oder die Auswirkungen der Reaktorkatastrophe machten sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt somit nicht bemerkbar. Die Entwicklung verlief sogar besser als für die Jahreszeit üblich. Üblich war in den vergangenen drei Jahren mit der im März einsetzenden Frühjahrsbelegung im Schnitt ein Rückgang um rund 50.000 Arbeitslose.

Bereits im Vormonat war die Arbeitslosigkeit auf den niedrigsten Monatswert seit 1992 gesunken. Im Februar waren 3,3 Millionen Menschen ohne Arbeit. Im April und Mai soll die Arbeitslosigkeit weiter kräftig zurückgehen, sie könnte dann unter die psychologisch wichtige Marke von drei Millionen fallen.

Bereinigt um jahreszeitliche Schwankungen ging die Arbeitslosenzahl nach BA-Berechnungen im Vergleich zum Februar um 55.000 auf drei Millionen zurück. Auch das lag über den Erwartungen: Banken-Volkswirte hatten einen Rückgang um nur 25.000 erwartet.

"Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist hoch"

BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise sagte, maßgeblich für die gute Entwicklung sei der Konjunkturaufschwung. "Auch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und die Erwerbstätigkeit liegen weiter auf Wachstumskurs", sagte Weise. "Und die Nachfrage nach Arbeitskräften ist hoch."

So stieg auch die Zahl der offenen Arbeitsstellen. Saisonbereinigt verzeichneten die Vermittler ein Plus von 9000 im Vergleich zum Februar. Unbereinigt belief sich der Bestand im März auf 442.000, ein Anstieg binnen Jahresfrist von 122.000.

Die Katastrophe in Japan hat sich laut BA bisher noch nicht auf den deutschen Arbeitsmarkt ausgewirkt. Wegen Lieferengpässen hätten bislang lediglich zwei Betriebe Kurzarbeit beantragt, sagte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker. "Wir spüren aber, dass die Unternehmen sich auf mögliche Produktionsengpässe vorbereiten. Wir haben aktuell viele Nachfragen nach Kurzarbeit. Es gibt großen Beratungsbedarf, aber sonst ist die Lage noch ruhig."

Auch in den kommenden Monaten rechnet Becker nur in wenigen Branchen mit Lieferengpässen aufgrund der Katastrophe. Größere Auswirkungen seien schon deshalb nicht zu befürchten, weil die wirtschaftlichen Verflechtungen mit Japan gering seien. Der Importanteil liege lediglich bei 2,5 Prozent, der Exportanteil bei 1,4 Prozent.

Trotz der positiven Prognosen für die kommenden Monate, warnten Analysten vor Euphorie. "Man muss jetzt aber ein bisschen vorsichtig sein", sagte Peter Meister von der BHF-Bank. Durch die Exportabhängigkeit Deutschlands bestehe durchaus die Möglichkeit, dass das Wachstum im Zuge von Lieferschwierigkeiten nach der Katastrophe in Japan an Tempo verliere. Grundsätzlich werde die positive Lage am Arbeitsmarkt aber anhalten.

Warnung vor Fachkräftemangel

Der Wirtschaftsforscher Gustav-Adolf Horn rechnet nicht mit unmittelbaren Folgen der Atomkatastrophe auf die deutsche Konjunktur. Die Bedeutung Japans als Handelspartner gehe seit Jahren zurück. Sollten einzelne Lieferengpässe auftreten, könnten die überwunden werden, sagte der Chef des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung. Bis zum Jahresende werde die Arbeitslosenzahl die Drei-Millionen-Marke unterschreiten, sagte Horn.

Thilo Heidrich von der Postbank warnte, die Tendenz zu Vollbeschäftigung verschärfe den Fachkräftemangel. "Sollte es zu einem breiten Mangel an guten Arbeitskräften kommen, dürften die Löhne und damit auch die Kosten der Unternehmen steigen. Dann droht eine Preisspirale", sagte Heidrich.

mmq/Reuters/dpa/dapd