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Begriffsklärung:
Windfahnen, Wetterfahnen,   Windanzeiger, Windweiser,   Dachfahnen, Turmfahnen, Wetterhahn, Turmhahn
 

Einführung zur Geschichte der Wetterfahnen
 

 

Bedeutung der Wetterfahnen im Wandel der Gesellschaft und der Zeit:

Wetterfahnen oder Windfahnen sind die ältesten Instrumente der Wettervorhersage. Ihr Ursprung geht auf die Stoffahnen oder Wimpel zurück. Neben der Wettervorhersage waren sie in ihrer jeweiligen Gestaltung Hauszeichen, Schutzzeichen, Standeszeichen, Schmuck o.ä.
Im Mittelalter war die kurzfristige Wetttervorhersage nur über die Interpretation von Wolkenformationn, Verhalten von Tieren und eben der Windrichtung möglich gewesen. Damit hatte die Wetterfahne, in einer Zeit in der man vom Wetter abhängig war, eine ganz Handfeste Bedeutung für die Menschen. Im 18.Jh. steigerte sich diese Bedeutung sogar soweit, daß die Wetterfahne als Maschine und Meßinstrument angesehen wurde und selbst bekannte Mechaniker wie Leupold ihr seine Aufmerksamkeit widmeten.
Da eine Wetterfahne von allen gesehen wurde und zu einem Haus dazugehörte, ist ihre weiter Bedeutung als Informationsträger, Haus- und Schutzzeichen eine logische Entwicklung.
Einen Wandel im Verständnis der Menschen nahm die Wetterfahne im 19.Jh. als die Entwicklung von Wissenschaft und Technik rasant voranschritt. Zum einem wurden die Menschen vom Wetter unabhängiger (z.B. Verstädterung), zum anderen entwickelte man feinere Methoden das Wetter vorherzusagen (Barometer). Es war nicht mehr zwingend notwendig zu wissen, aus welcher Richtung der Wind kommt. Die Wetterfahne verlor an Bedeutung.
Erst durch den Bauaufschwung der Gründerzeit und dem Gedankengut des Historismus kam die Wetterfahne wieder in Mode. Von nun an hatte sie aber in erster Linie schmückende und informelle Bedeutung.
Für die meisten heutigen Zeitgenossen hat eine Wetterfahne überhaupt keine Bedeutung mehr. Unsere Dächer sind reichlich bestückt mit Antennen, so daß eine Wetterfahne dazwischen kaum mehr auffällt. Außerdem kostet eine Wetterfahne Geld, was meist lieber gespart wird und wie das Wetter werden wird, erfahren wir aus den Medien zur Genüge. Heute finden die Wetterfahnen nur noch Beachtung im Denkmalschutz, bei Liebhabern im Garten und in der Meteorologie als Meßinstrument.
 

Aufbau und Gestalt von Wetterfahnen

Aufbau:

funktionale Bestandteile:
Fahnenblech, Stange, Drehlager, Gegengewicht, Richtungspfeil, Verankerungen, Windrose, Turmknopf

Das Fahnenblech:

Das Material:
Im allgemeine bevorzugte man 2-3 mm starkes Eisenblech für den Bau einer Wetterfahne ("blecherne Fahne"). Seit ca. 100 Jahr wurde das Eisenblech als Korrosionsschutz verzinkt. Heute werden Kupfer, Zinkblech oder rostfreies Eisen verwendet. Kupfer ermöglicht die Verwendung eines dünneren Bleches (1-2 mm) und damit das Ausschneiden von sehr detailierten Formen (z.B. Wappen). Bei öffentlichen Gebäuden wurden die Fahne meist vergoldet bzw. bemalt. Ansonsten bekamen sie ihre charakteristische Patina.
Im Norden findet man aus 1-2 mm starkem Holz gesägte Wetterfahnen, die durch eine vertikale Bohrung auf einem Eisenstab gesteckt wurden.

Die Formen und Motive: 
Die Grundform des Fahnenbleches, ist angelehnt an ihre stofflichen Vorbilder, viereckig oder dreieckig (Wimpel). Die rechteckige Grundform wurde dann abgewandelt in zweizipflige bzw. dreizipflige Fahnen, die sich wieder im Wandel der Zeit in verschiedene Variationen einteilen lassen würden.
Die Variation des "Drachenkopfes" ist darunter hervorzuheben. Diese Motiv war weitverbreitet und hatte den Symbolgehalt eines Schutzzeichens. Der Drachenkopf ist neben Hahn und Wappen das älteste Motiv. Seine Entwicklung im laufe der Zeit ist sehr vielfältig und noch nicht ganz geklärt.
Neben der Formenvielfalt der rechteckigen Formen gibt es noch die große Gruppe der "Figuren im Wind". Die bekannteste Figur ist der Wetterhahn, der schon seit dem 8.Jh.u.Z. vorwiegend die Kirchendächer ziert. Seine Bedeutung ist vielfältig. Er ist der Künder des Lichtes/Tages, er ist ein Symbol der Wachsamkeit und des Schutzes vor bösen Geisern, Orakeltier und Wetterprophet, Fruchtbarkeitssymbol sowie Zeichen des Kampfes und Mutes. Die Figuren können sowohl aus einem flachen Blech geschnitten sein als auch plastisch geformt sein.
In protestantischen Ländern wurde der Hahn teilweise von einem Schwan (Bezug auf "Luther mit dem Schwan") abgelöst.
Die Motive hatten
. einen religiösen Hintergrund
(Posaunenengel, Heilige, Fisch, Christusmonogramm, biblische Texte),
. entsprangen dem Aberglauben und der Fabelwelt (Drache, Schlange),
. stellten alltägliche Situationen/Dinge nach
(Tiere - besonders das Pferd, pflügende Bauer, Schiffe, Handwerker - z.B. Schmied oder Müller, Verkehrsmittel) oder
. beziehen sich auf das Haus, die Stadt, den Eigentümer
(Wappen, Monogramm, Jahreszahlen).
Eine genaue Untersuchung zu der regionalen bzw. überregionalen Bedeutung und Verbreitung bestimmter Motive liegt zur Zeit leider noch nicht vor.

Das Lager:
Die Drehlager sind der kritischste Punkt an einer Wetterfahne. Sie sollen geräuschlos funktionieren und auch einer geringen Windbewegung folgen. Da sie aber in luftiger Höhe den Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, bedürfen die Lager einer ständigen Pflege. Mit der Zeit wurden viele technische Erfindungen wie z.B. Kugellager, graphitgefüllte Lagerpfannen, Glasleitringe usw. gemacht, um eine Reibungslose Funktion zu gewährleisten. Aber nur wenige Konstruktionen haben sich wirklich bewährt. Sehr wichtig ist es, daß die Fahne richtig ausbalanciert wurde. Geschah das nicht, wird eines der Lager zu stark belastet und damit abgenutzt.
Aufbaumöglichkeiten des Lagers:

 

Weiter Bestandteile der Wetterfahnen:

Schadensbilder:
mechanische Zerstörung:

chemische Zerstörung:
Am häufigsten ist die Zerstörung durch Korrosion (materialabhängig).
Es können auftreten:

Erst werden die Konturen unscharf, dann bröckeln klein Teil ab, die Verbindungen lösen sich und das Fahnenblech ist aufgelöst.
 
 

Herstellung:
Bis zur Mitte des 19.Jh. oblag die Herstellung der Wetterfahnen dem örtlich ansässigen Handwerkern wie Schmieden, Kupferschmieden, Schlossern und Vergoldern.
Ab dem 19.Jh. industrielle Herstellung der Fahnen für den Massenbedarf (Motive können aus Katalog ausgewählt werden) sowie kostspieligere Einzellanfertigungen bis hin zum Objekt des Kunsthandwerkes.
1854 bietet die erste Firma in Amerika Wetterfahnen serienmäßig an. In Dtl. ist die erste Firma von 1861-1968 die Firma Kraus, Waldenbach und Pelzer aus Stolberg bei Aachen.
 
 
 

Quellenkundliche Bedeutung für:

 

Literaturverzeichnis

Börtitz, Siegfried: Alte Wetterfahnen. Leipzig: Seemann, 1991.
Börtitz, Siegfried: Wetterfahnen zwischen Dresden und Sächsischer Schweiz. Herausg. Schriftenreihe des Stadtmuseums Pirna, Heft 8. Pirna: 1994.
Johann Heinrich Zeidler: Grosses vollständiges Universal-Lexikon, Band 55. Graz: Akadem. Druck- und Verlagsanstalt, 1962. Photomechanische Nachdruck des Originals von: Leipzig/Halle: Zedler Vrlg., 1748. S. 1050.
Leupold, Jacob: Theatrum Staticum universale von Jacob Leupold. Hannover: Edidtion Libri Rari, 1982.
Pöltz, Clemens Hellmut: Wetterfahnen: mit e. Anleitung zum Selbstbau. München: Callway, 1983.
Stein, Helga: Woher der Wind weht ... d. Sammlung von Windfahnen und Wetterhähnen des Hildesheimer Schlossermeisters Heinz Tostmann. Hildesheim: Lax, 1985.